Als ich unseren Neuangekommenen vor 14 Jahren beim Standesamt anmeldete, sollte er eigentlich „Marco-Caelio“ heißen.
Einerseits wegen meiner Beschäftigung mitr der römischen Antike, andererseits, weil in Südamerika – der Heimat meiner Frau –, traditionell häufig römische Jungennamen, aber mit der Endung „o“ statt „us“ verwendet werden: Marco-Aurelio, Marco-Antonio, Augusto usw.
Aber: es wurde nicht erlaubt!
Man blätterte in einem dicken Buch und ich mußte entscheiden, entweder das Original „Marcus-Caelius“ zu wählen, oder einen Sonderantrag wegen der „O“-Endung zu stellen. Nach kurzer Überlegung entschied ich mich für das Original; in Südamerika würde man sowieso „Marco-Celio“ sagen, egal was im Paß steht, und in Deutschländ könnte er, wenn er kein Römer sein wollte, sich auch einfach Marcus nennen. Aber natürlich auch stolz Marcus-Caelius, – falls er Althistoriker werden sollte zum Beispiel.
Seltsam, einerseits das dicke Buch, das sicher einmal als Schutz der Kinder vor später womöglich belastendem skurrilen Namenszwang durch die lieben Eltern schützen sollte, – und dann doch Namenungeheuer wie Lennox, Kevin, Brian usw. Wozu dann noch das Buch?
Und natürlich zeigt sich wieder einmal die Infiltrierung der Institutionen, wenn nicht durch alt- und spät-68er Ideologen, so doch zumindest durch Amtspersonen hinterm Schreibtisch, die sich nicht mehr trauen, einem verwirrten Zeitgeist zu widerstehen und ganz klar von Amts wegen zu sagen: „Nichts da, geht nicht, der Nächste!“